Einleitung
Die SLAP-Läsion (Superior Labrum Anterior to Posterior) beschreibt eine spezielle Verletzung des oberen Labrum-Anteils in der Schulter, die den Ansatz der Bizepssehne betrifft. Sie zählt zu den häufigsten Ursachen von Schulterschmerzen bei jungen, sportlich aktiven Menschen und kann zu erheblichen Einschränkungen im Alltag und beim Sport führen. Die SLAP-Repair, also die Refixation des Bicepssehnenankers, ist ein etabliertes chirurgisches Verfahren zur Behandlung dieser Verletzung.
Anatomische Grundlagen
Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Das Labrum glenoidale ist ein faserknorpeliger Ring, der die Gelenkpfanne umgibt und zur Stabilität beiträgt. Im oberen Bereich des Labrums setzt die lange Bizepssehne an. Bei einer SLAP-Läsion reißt dieser Ansatz teilweise oder vollständig ab, was Instabilität, Schmerzen und Funktionsverlust verursachen kann.
Ursachen und Risikofaktoren
- Wiederholte Überkopftätigkeiten (z. B. Werfen im Baseball, Volleyball)
- Akute Traumata (z. B. Sturz auf den ausgestreckten Arm)
- Degenerative Veränderungen im höheren Lebensalter
- Plötzliche, ruckartige Bewegungen im Schultergelenk
Symptome einer SLAP-Läsion
- Schmerzen im vorderen und oberen Schulterbereich
- Schnappen oder Klicken bei Bewegungen
- Kraftverlust und Instabilitätsgefühl
- Eingeschränkter Bewegungsumfang
- Schwäche bei Überkopftätigkeiten und beim Heben von Gegenständen
Diagnostik
Die Diagnose einer SLAP-Läsion erfolgt durch die Kombination von klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Wichtige diagnostische Schritte sind:
- Schultergelenkstests (O’Brien-Test, Crank-Test, Speed’s Test)
- MRT oder MR-Arthrographie zur Darstellung des Labrums und der Bizepssehne
- Arthroskopie als Goldstandard zur direkten Begutachtung
Konservative Therapieoptionen
In manchen Fällen kann initial eine konservative Behandlung versucht werden:
- Schonung und Anpassung der Alltags- oder Sportbelastung
- Physiotherapie zur Stabilisierung und Kräftigung der Rotatorenmanschette
- Antientzündliche Medikation (NSAR)
- Ziel: Verbesserung der Beweglichkeit und Schmerzreduktion
Bei anhaltenden Beschwerden oder sportlicher Notwendigkeit ist meist die Operation angezeigt.
SLAP-Repair: Operative Refixation des Bicepssehnenankers
Operationsvorbereitung
Vor dem Eingriff erfolgt eine ausführliche Aufklärung und Planung, einschließlich:
- Präoperative Bildgebung und Anästhesiegespräch
- Festlegung des Operationszugangs (meist arthroskopisch)
- Planung des Nachbehandlungsprotokolls
Operationstechnik
Die SLAP-Repair wird überwiegend arthroskopisch durchgeführt. Die wichtigsten Schritte sind:
- Einbringen der Arthroskopie-Instrumente in das Schultergelenk
- Lokalisierung und Darstellung der Läsion
- Entfernung von losem oder degeneriertem Gewebe am Labrumsansatz
- Reinigung des knöchernen Ansatzbereichs (Glenoid)
- Eindrehen spezieller Fadenanker in den oberen Glenoidrand
- Refixation des Labrums und der Bizepssehne mittels Fäden
- Überprüfung der Stabilität und Beweglichkeit noch während der OP
In einigen Fällen, insbesondere bei älteren Patient*innen, kann eine Tenodese oder Tenotomie der Bizepssehne sinnvoller sein.
Nachbehandlung und Rehabilitation
Die Nachbehandlung ist entscheidend für ein gutes Operationsergebnis. Sie besteht aus:
- Ruhigstellung der Schulter mit einer Schlinge für ca. 2–4 Wochen
- Frühfunktionelle, passive Bewegungsübungen
- Stufenweise Steigerung der aktiven Mobilisation und Kräftigung (ab der 4.–6. Woche)
- Volle Sportfähigkeit meist nach 4–6 Monaten
- Regelmäßige Kontrollen beim Orthopäden oder Physiotherapeuten
Erfolgsaussichten und Komplikationen
Die SLAP-Repair zeigt bei richtiger Indikationsstellung und Reha meist gute Ergebnisse. Über 80 % der Patient*innen berichten über eine deutliche Funktionsverbesserung und Schmerzreduktion. Komplikationen sind selten, können jedoch auftreten:
- Infektionen
- Verletzung von Nerven oder Gefäßen
- Steife Schulter (Frozen Shoulder)
- Nicht-Anwachsen des Labrums oder Lockerung der Anker
Fazit
Die SLAP-Repair als Refixation des Bicepssehnenankers ist ein effektives, minimal-invasives Verfahren zur Wiederherstellung der Schulterfunktion bei SLAP-Läsionen. Die sorgfältige Indikationsstellung, die genaue Operationstechnik und eine strukturierte Nachbehandlung sind die wichtigsten Faktoren für ein gutes Langzeitergebnis. Bei komplexen Fällen sollte die Therapie immer individuell angepasst und in Zusammenarbeit mit erfahrenen Schulterspezialist*innen geplant werden.