Infiltrationstherapie bei Schultergelenkserkrankungen

Ansätze, Indikationen und praktische Durchführung

Einleitung

Die Schulter ist eines der beweglichsten, aber auch komplexesten Gelenke des menschlichen Körpers. Dies macht sie besonders anfällig für eine Vielzahl von Erkrankungen und Verletzungen, darunter Impingement-Syndrome, Kalkschulter, Arthritis, Bursitis oder Sehnenläsionen der Rotatorenmanschette. Die Beschwerden reichen von Bewegungseinschränkungen über Schmerzen bis hin zu chronischer Funktionsminderung. Für die Behandlung stehen zahlreiche konservative und operative Möglichkeiten zur Verfügung. Eine zentrale Rolle in der konservativen Therapie spielt die Infiltrationstherapie.

Grundlagen der Infiltrationstherapie

Die Infiltrationstherapie ist ein minimal-invasives Verfahren, bei dem Medikamente direkt in oder um das Schultergelenk injiziert werden. Ziel ist es, Schmerzen zu lindern, Entzündungen zu hemmen und die Beweglichkeit zu verbessern. Häufig angewendete Substanzen sind Lokalanästhetika, Kortikosteroide und Hyaluronsäure, sowie antihomotoxische Präparate wie z.B. Traumeel

  • Lokalanästhetika: Dienen der kurzfristigen Schmerzlinderung und Diagnostik.
  • Kortikosteroide: Wirken entzündungshemmend, werden aber wegen möglicher Nebenwirkungen zurückhaltend eingesetzt.
  • Hyaluronsäure: Vor allem bei Arthrose kommen sie zum Einsatz, um die Gelenkfunktion zu verbessern.
  • Trumeel: Wird gezielt bei entzündungshemmender Therapie eingesetzt und weist nicht die Nebenwirkungen von Kortikosteroiden auf.

Indikationen für die Infiltrationstherapie

Die Indikation für eine Infiltrationstherapie ergibt sich bei vielen Schultergelenkserkrankungen, insbesondere wenn andere konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Schmerzmedikation oder physikalische Therapie nicht ausreichend wirken. Zu den häufigsten Indikationen zählen:

  • Subakromiales Impingement-Syndrom: Engpasssyndrom, das mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht.
  • Bursitis subacromialis: Entzündung des Schleimbeutels unter dem Schulterdach.
  • Frozen Shoulder (Adhäsive Kapsulitis): Schrumpfung und Verhärtung der Schultergelenkkapsel.
  • Rotatorenmanschettenläsionen: Teilweise oder vollständige Risse der Sehnen.
  • Schultergelenkarthrose: Degeneration des Schultergelenks.
  • Kalkschulter (Tendinosis calcarea): Ablagerung von Kalk in den Sehnen.

Durchführung der Infiltrationstherapie

Vor der Injektion erfolgt eine ausführliche Anamnese und Diagnostik, häufig unterstützt durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT. Die Auswahl der Injektionsstelle richtet sich nach dem Krankheitsbild:

  • Subakromiale Injektion: Bei Impingement oder Bursitis wird die Substanz in den Raum unter dem Schulterdach appliziert.
  • Intraartikuläre Injektion: Bei Arthrose oder Kapsulitis erfolgt die Injektion direkt in das Schultergelenk.
  • Peritendinöse Injektion: Bei Sehnenläsionen wird die Substanz gezielt um die betroffene Sehne injiziert.

Die Anwendung erfolgt meist unter sterilen Bedingungen und kann mit oder ohne bildgebende Kontrolle (z.B. Ultraschall) durchgeführt werden. Letzteres erhöht die Präzision und minimiert das Risiko für Komplikationen.

Technik der Injektion

Nach Desinfektion der Haut und ggf. lokaler Betäubung wird die Nadel unter Kontrolle zum Zielgebiet geführt. Die genaue Platzierung ist entscheidend für den Therapieerfolg. Nach Aspiration (um Gefäßverletzungen auszuschließen) wird das Medikament langsam injiziert.

Nachsorge und Verlauf

Nach der Infiltration sollte die Schulter für einige Stunden geschont werden. Auf intensive Belastung ist zunächst zu verzichten. Die Wirkung setzt häufig bereits kurz nach der Injektion ein, kann bei Kortikosteroiden jedoch auch verzögert auftreten. In den ersten Tagen können leichte Schmerzen oder ein Druckgefühl auftreten, die in der Regel selbstlimitierend sind.

Risiken und Nebenwirkungen

Obwohl die Infiltrationstherapie als sicher gilt, sind Komplikationen möglich:

  • Infektionen: Selten, aber potenziell schwerwiegend. Strikte Hygiene ist essenziell.
  • Gefäß- oder Nervenverletzungen: Durch falsche Platzierung der Nadel.
  • Lokale Reaktionen: Rötung, Schwellung oder Schmerzen im Bereich der Injektion.
  • Systemische Nebenwirkungen: Insbesondere bei Kortikosteroiden möglich (z.B. Blutzuckeranstieg, Wassereinlagerung, Osteoporose bei häufiger Anwendung).
  • Sehnenschwäche oder -ruptur: Vor allem bei wiederholter Kortisonanwendung.

Erfolgsraten und Grenzen der Therapie

In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass die Infiltrationstherapie insbesondere bei akuten und subakuten Beschwerden wirkungsvoll ist und eine rasche Besserung der Symptome ermöglicht. Sie ersetzt jedoch keine langfristige ursächliche Behandlung, sondern ist oft Teil eines multimodalen Therapiekonzepts. Bei chronischen Verläufen oder strukturellen Schäden (z.B. komplette Sehnenruptur) stößt sie an ihre Grenzen.

Integration in das Gesamtkonzept der Schultertherapie

Die Infiltrationstherapie sollte immer im Rahmen eines umfassenden Behandlungskonzepts erfolgen. Dazu gehören:

  • Physiotherapie: Zur Verbesserung von Beweglichkeit und Stabilität.
  • Medikamentöse Therapie: Schmerz- und Entzündungshemmer als Ergänzung.
  • Physikalische Maßnahmen: Kälte-, Wärmeanwendungen, Elektrotherapie.
  • Ergotherapie: Funktionstraining und Alltagsbewältigung.
  • Patientenaufklärung: Über die Erkrankung, den Verlauf und die Therapiemöglichkeiten.

Besonderheiten und aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Weiterentwicklungen in der bildgesteuerten Injektionstechnik. Ultraschallgestützte Infiltrationen ermöglichen eine bessere Visualisierung der Strukturen und erhöhen die Präzision. Darüber hinaus werden zunehmend alternative Substanzen wie Platelet-Rich-Plasma (PRP) oder Botulinumtoxin diskutiert und in Studien untersucht.

Fazit

Die Infiltrationstherapie ist bei Schultergelenkserkrankungen ein wichtiges Instrument zur schnellen Schmerzlinderung und Entzündungshemmung. Der gezielte Einsatz im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts trägt wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Die sorgfältige Indikationsstellung, die fachgerechte Durchführung und die Beachtung möglicher Risiken sind entscheidend für den Erfolg der Therapie. Neue Entwicklungen in der Injektionstechnik und Medikamentenauswahl versprechen zukünftig noch bessere Behandlungsergebnisse.


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