Arthroskopische Stabilisierung des Schultergelenkes

Moderne Techniken, Indikationen und Abläufe

Einleitung

Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers und damit besonders anfällig für Instabilitäten. Häufig führen Luxationen, also Ausrenkungen des Oberarmkopfes aus der Gelenkpfanne, zu einem Verlust der Stabilität. Die arthroskopische Stabilisierung des Schultergelenks hat sich in den letzten Jahrzehnten als eine schonende und effektive Methode etabliert, um diese wiederherzustellen und die Funktion des Gelenks zu sichern.

Anatomische Grundlagen und Ursachen der Instabilität

Die Stabilität des Schultergelenks basiert auf einem komplexen Zusammenspiel von Knochen, Muskeln, Bändern und der Gelenkkapsel. Der Oberarmkopf (Humerus) sitzt in einer relativ kleinen Gelenkpfanne (Glenoid) des Schulterblatts. Diese anatomische Situation ermöglicht einen großen Bewegungsumfang, geht jedoch zulasten der Stabilität.

Häufige Ursachen für Instabilitäten sind:

  • Sportverletzungen, insbesondere durch Überkopfbewegungen oder Stürze
  • Traumatische Luxationen mit Kapsel- oder Labrumverletzungen
  • Angeborene oder erworbene Bindegewebsschwächen
  • Rezidivierende (wiederkehrende) Ausrenkungen nach einer ersten Luxation

Indikationen für eine arthroskopische Stabilisierung

Nicht jede Instabilität erfordert eine chirurgische Behandlung. Konservative Therapien wie Physiotherapie oder spezielle Trainingsprogramme können in vielen Fällen ausreichend sein. Eine Operation wird dann in Erwägung gezogen, wenn:

  • mehrfache Luxationen vorliegen
  • das Risiko weiterer Ausrenkungen hoch ist (z. B. bei jungen, sportlich aktiven Personen)
  • strukturelle Schäden wie Abrisse des Labrum (Bankart-Läsion) oder Kapselverletzungen nachweisbar sind
  • konservative Maßnahmen ausgeschöpft wurden, aber keine ausreichende Stabilität erreicht wurde

Die arthroskopische Technik

Die Arthroskopie ist eine minimal-invasive Operationstechnik. Hierbei werden über kleine Hautschnitte eine Kamera (Arthroskop) und spezielle Instrumente in das Gelenk eingebracht. Dies ermöglicht eine genaue Darstellung und Behandlung der verletzten Strukturen bei geringem Trauma für umliegendes Gewebe.

Die wichtigsten Schritte sind:

  • Anlage einer sogenannten Beach-Chair- oder Rückenlagerung des Patienten
  • Einbringen des Arthroskops und Sondierung aller relevanten Strukturen im Schultergelenk
  • Identifikation von Verletzungen wie Labrumabrissen, Kapsel- oder Bandverletzungen
  • Vorbereitung der knöchernen Pfannenfläche (Glenoid) zur besseren Verankerung des Labrum
  • Einbringen spezieller Fadenanker, mit denen das abgerissene Labrum und die Kapsel wieder an der Pfanne fixiert werden
  • Überprüfung der Stabilität und Beweglichkeit des Gelenks

Vorteile gegenüber offenen Verfahren

Die arthroskopische Stabilisierung bietet zahlreiche Vorteile:

  • geringere Gewebeschädigung durch kleine Schnitte
  • schnellere Rehabilitation und weniger Schmerzen postoperativ
  • präzisere Beurteilung und Behandlung auch zusätzlicher Verletzungen innerhalb des Gelenks
  • kosmetisch bessere Ergebnisse durch kleinere Narben

Risiken und Komplikationen

Wie bei jeder Operation gibt es auch bei der arthroskopischen Stabilisierung Risiken, die jedoch durch moderne Techniken minimiert werden können. Dazu zählen:

  • Infektionen
  • Schädigung von Nerven oder Blutgefäßen
  • Versteifung des Gelenks (Adhäsive Kapsulitis)
  • erneute Instabilität oder Luxation
  • selten: Lockerung oder Versagen der Anker

Die Gesamtrate schwerwiegender Komplikationen ist jedoch gering. Eine sorgfältige Indikationsstellung und erfahrene Operateur*innen tragen wesentlich zur Sicherheit des Eingriffs bei.

Nachbehandlung und Rehabilitation

Ein strukturierter Rehabilitationsplan ist entscheidend für den Operationserfolg. Die Nachbehandlung gliedert sich in verschiedene Phasen:

1. Immobilisation

Direkt nach der Operation wird der Arm meist in einer Schlinge oder Orthese ruhiggestellt. Dies dient der Entlastung der operierten Strukturen und dauert in der Regel zwei bis vier Wochen.

2. Passive Bewegungsübungen

Unter Anleitung von Physiotherapeut*innen beginnen passive Bewegungsübungen, um die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten, ohne die Rekonstruktion zu belasten.

3. Aktive Mobilisation und Kräftigung

Nach vier bis sechs Wochen wird schrittweise mit aktiven Bewegungen und gezieltem Muskelaufbau begonnen. Die Belastung wird langsam gesteigert, wobei Bewegungen mit hoher Luxationsgefahr zunächst vermieden werden.

4. Rückkehr zum Sport

Je nach Sportart und Heilungsverlauf ist eine Rückkehr zu belastenden Aktivitäten nach etwa vier bis sechs Monaten möglich. Eine vollständige Heilung und Belastbarkeit des Schultergelenks dauert erfahrungsgemäß sechs bis zwölf Monate.

Langzeitergebnisse und Prognose

Die arthroskopische Stabilisierung hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Studien zeigen eine hohe Rate an stabilen Schultern ohne erneute Luxation, vor allem bei frühzeitiger Versorgung und konsequenter Nachbehandlung. Das Risiko für eine erneute Instabilität liegt bei weniger als 10 %, besonders bei jüngeren, sportlich aktiven Personen kann das Risiko jedoch leicht erhöht sein.

Langfristig kann eine Arthroseentwicklung im betroffenen Gelenk auftreten, das Risiko wird jedoch durch die Wiederherstellung der Stabilität gesenkt.

Besondere Situationen und Alternativen

Nicht jede Instabilität kann arthroskopisch behandelt werden. Bei erheblichen knöchernen Defekten oder wiederholt fehlgeschlagener Stabilisierung kann ein offenes Verfahren, wie die sogenannte Latarjet-Operation, oder eine knöcherne Rekonstruktion notwendig sein.

Fazit

Die arthroskopische Stabilisierung des Schultergelenks ist eine moderne, effektive und vergleichsweise schonende Methode zur Behandlung von Schulterinstabilitäten. Sie ermöglicht Patient*innen die Rückkehr zu Alltag und Sport mit einer guten Prognose, sofern die Nachbehandlung konsequent eingehalten wird. Individuelle Faktoren wie Alter, sportliche Aktivität und die Art der Instabilität bestimmen die genaue Therapie und die Erfolgsaussichten. Eine ausführliche Beratung durch erfahrene Fachkräfte ist für die Planung des optimalen Vorgehens unerlässlich.


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